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Roboter-Ethikerin Aimee van Wynsberghe kommt an die Universität Bonn

by Marco van der Hoeven

Aimee van Wynsberghe für Humboldt-Professur ausgewählt, für erforschung von Künstlicher Intelligenz und was sie mit Menschen macht.

Der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz im menschlichen Alltag birgt eine Herausforderung, denn er muss bei aller Innovation den gesellschaftlichen Werten Rechnung tragen. Eine der weltweit führenden Expertinnen auf dem Gebiet der Roboterethik wird zukünftig an der Universität Bonn forschen. Prof. Dr. Aimee van Wynsberghe ist von der Alexander von Humboldt-Stiftung für eine Humboldt-Professur ausgewählt worden und erhält dafür 3,5 Millionen Euro. Es handelt sich um den höchstdotierten Forschungspreis Deutschlands. Er dient dazu, renommierte Wissenschaftler aus dem Ausland zu gewinnen, um langfristig an deutschen Hochschulen zu forschen. Aimee van Wynsberghe kommt von der Technical University of Delft (Niederlande) und plant, zum 1. Februar den Dienst an der Universität Bonn anzutreten.

Beim Surfen im Internet haben es Menschen täglich mit Künstlicher Intelligenz (KI) zu tun. Roboter können medizinisches Personal bei ihren Eingriffen unterstützen oder sich als Spielgefährten in Kinderzimmern wiederfinden. Die gesellschaftliche Durchdringung mit solchen Technologien ist für Aimee van Wynsberghe ein fortlaufendes soziales Experiment, das neue Regeln und Kontrollmechanismen benötigt. Mit ihrer Forschung will sie bisher vernachlässigte ethische Werte in das Design und die Entwicklung wissenschaftlicher und technischer Innovationen einbeziehen.

Der Philosoph Prof. Dr. Markus Gabriel von der Universität Bonn arbeitet seit Jahren mit Aimee van Wynsberghe zusammen und hat maßgeblich zu ihrer Nominierung für die Humboldt-Professur beigetragen. „Die Universität gewinnt eine ganz herausragende Forscherpersönlichkeit, die wissenschaftliches Arbeiten über die Fächergrenzen hinweg lebt und noch dazu die universitären Grenzen überwindet, indem sie mit externen Institutionen zusammenarbeitet. Sie und ihr Team zeigen außerdem, dass die Forschung auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz keine Männerdomäne ist“, betont er.

Nachhaltigkeit in der KI

In ihrer neuen Position wird sich die Wissenschaftlerin unter anderem auf die Suche nach sinnvollen Formen nachhaltiger Künstlicher Intelligenz begeben. „Mein Ziel ist es, Bonn zur globalen Drehscheibe für nachhaltige KI-Forschung zu machen und zu zeigen, was nachhaltige Künstliche Intelligenz zum Wohlstand der Gesellschaft beitragen kann“, sagt Aimee van Wynsberghe. Mit der neu konzipierten Professur „Applied Ethics of Artificial Intelligence“ wird die Universität Bonn eine Führungsposition in humanzentrierter Künstlicher Intelligenz in Europa einnehmen. Van Wynsberghe soll außerdem das Institut für Wissenschaft und Ethik (IWE) als Direktorin leiten. Ihre Arbeit fügt sich in den Transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) Individuen, Institutionen und Gesellschaften der Universität Bonn ein – einer von sechs fakultätsübergreifenden Verbünden, die das uniweite Forschungsprofil abbilden und zu den tragenden Säulen der Exzellenzuniversität zählen.

Zum einen wird Aimee van Wynsberghe sich mit der Frage beschäftigen, welche Werte eine KI-Gesellschaft aufrechterhalten sollte und wie. Zum anderen wird sie die technische Dimension und Umwelteinflüsse untersuchen. Dabei arbeitet sie unter anderem eng mit der Bonner Allianz für Nachhaltigkeitsforschung zusammen. „Ein großes Ziel ist es, politische Entscheidungsträger bei der Erstellung von Richtlinien zu unterstützen, die die Gestaltung und den Einsatz der KI in Deutschland und in Europa regeln. Ein weiteres Ziel ist es zu zeigen, dass Künstliche Intelligenz den Menschen, dem Planeten und der Industrie zugutekommen kann, wenn sie richtig gemacht wird“, betont van Wynsberghe.

Gefragte Beraterin in der Politik

Van Wynsberghe bereichert mit ihrer wissenschaftlichen Expertise den internationalen politischen Diskurs auf vielfältige Weise. Sei es als Co-Direktorin der von ihr mitgegründeten Foundation for Responsible Robotics oder auch als Beraterin der Europäischen Kommission in Fragen der Künstlichen Intelligenz. Für das Weltwirtschaftsforum ist sie Mitglied im Global Futures Council on Artificial Intelligence and Humanity. Mit ihrem Engagement verfolgt sie das große Ziel, die ethische und verantwortungsvolle Entwicklung von Robotern auf die globale Agenda zu setzen.

Zur Person

Seit fast zwei Jahrzehnten ist die Kanadierin Prof. Dr. Aimee van Wynsberghe in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und Robotik tätig. Nach ihrem Studium in Kanada und den Niederlanden verteidigte sie im Jahr 2012 eine vielbeachtete Dissertation zum Ethikdesign von Pflegerobotern an der University of Twente. Es folgten Assistenzprofessuren in Twente sowie an der Technical University of Delft, Niederlande. Eine Professur für Ethik und Technologie an der TU Delft trat van Wynsberghe im Jahr 2020 an. Zu diesem Zeitpunkt war sie dort bereits Direktorin des Artificial Intelligence Lab der Fakultät für Technology, Policy and Management. Für ihre Forschungsarbeiten sowie ihren Beitrag zum wissenschaftlichen Dialog wurde die Philosophin 2018 mit einem L’Oréal UNESCO For Women In Science award ausgezeichnet.

Der Transdisziplinäre Forschungsbereich Individuen, Institutionen und Gesellschaften

In den Transdisziplinären Forschungsbereichen (engl. Transdisciplinary Research Area, TRA) der Universität Bonn kommen Wissenschaftler aus den unterschiedlichsten Fakultäten und Disziplinen zusammen, um gemeinsam an zentralen zukunftsrelevanten Forschungsthemen zu arbeiten. Innerhalb des TRA Individuen, Institutionen und Gesellschaften untersuchen die Forschenden, wie Institutionen – dazu gehören Markt, Recht und Kultur – komplexe Beziehungen zwischen Individuen und Gesellschaften bedingen. Hieraus entwickeln sie neue Sichtweisen auf Mikrophänomene, zum Beispiel Persönlichkeitsentwicklung, Handlungskompetenzen und Individualisierung, sowie Makrophänomene wie Weltgesellschaft und Globalisierung. Ziel ist es beispielsweise, Schlüsselfaktoren zu identifizieren, die sozialen Zusammenhalt, Chancengleichheit, Effizienz, Ressourcenschutz und die Entwicklung individueller Fähigkeiten im Zusammenspiel all dieser Faktoren beeinflussen.

Die weiteren Transdisziplinären Forschungsbereiche der Universität Bonn sind Mathematik, Modellierung und Simulation komplexer Systeme, Bausteine der Materie und grundlegende WechselwirkungenLeben und Gesundheit, Vergangene Welten – Zeitgenössische Fragen. Kulturen in Zeit und Raum und Innovation und Technologie für eine nachhaltige Zukunft.

Bild: © Guus Schoonewille

 

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